Wann kann ein Ehevertrag abgeschlossen werden?
Ein Ehevertrag bietet zwar Vertragsfreiheit, muss aber bestimmte Regeln einhalten, um gültig zu sein.
Welche Vor- und Nachteile sind mit einem Ehevertrag verbunden?…
Frauke Keller Fachanwältin für Familienrecht in Kiel beantwortet Ihre Fragen
Wenn zwei Personen heiraten, leben sie standardmäßig im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft, es sei denn, sie haben in einem Ehevertrag andere Vereinbarungen getroffen. Die gesetzlichen Vorgaben bezüglich des Güterstands, Unterhaltszahlungen und des Versorgungsausgleichs im Falle einer Scheidung können durch entsprechende Abmachungen im Ehevertrag modifiziert werden. Diese Anpassungen können erfolgen, sofern beide Ehepartner mit den neuen Regelungen übereinstimmen.
Wann kann ein Ehevertrag abgeschlossen werden? Vor oder nach der Hochzeit. Änderungen sind jederzeit möglich, wenn beide Partner zustimmen. Auch eine spätere Anpassung ist ratsam, z.B. bei Vermögensveränderungen oder Familienzuwachs. Einvernehmliche Zustimmung ist bei Vertragsänderungen immer nötig. Ohne Zustimmung kann der Vertrag nicht einseitig geändert werden.
Ein Ehevertrag bietet zwar Vertragsfreiheit, muss aber bestimmte Regeln einhalten, um gültig zu sein. Er ist ungültig, wenn er gegen Gesetze oder gute Sitten verstößt oder Dritte (insbesondere Kinder) benachteiligt. Ein Ehevertrag darf nicht festlegen, wann eine Scheidung erfolgen kann. Bedingungen wie „Scheidung nur bei Ehebruch“ sind ungültig. Ein Ehevertrag ist sittenwidrig, wenn ein vermögender Partner den anderen schutzlos benachteiligt (z.B. bei Krankheit). Auf Kindesunterhalt können Ehepartner nicht verzichten, da dieser den Kindern zusteht.
Welche Vor- und Nachteile sind mit einem Ehevertrag verbunden?
Ein Ehevertrag bringt viele Vorteile mit sich, doch bevor man sich für oder gegen einen solchen Vertrag entscheidet, ist es wichtig, auch die möglichen Nachteile zu bedenken.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die Vor- und Nachteile eines Ehevertrags:
Vorausschauende Planung: Ein Ehevertrag ermöglicht es, sich in harmonischen Zeiten auf eventuelle Trennungsszenarien vorzubereiten. Dies bietet eine ideale Lösung, da es während einer Trennung oft schwer ist, sich auf gemeinsame Vereinbarungen zu einigen.
Finanzielle Sicherheit: Durch den Abschluss eines Ehevertrags zu Beginn der Ehe sind die finanziellen Aspekte im Falle einer Scheidung bereits bekannt. Dadurch entfallen unangenehme Überraschungen, da alles im Vorfeld rechtssicher geregelt wurde.
Anpassungsmöglichkeiten: Im Gegensatz zur gesetzlichen Regelung bei einer Scheidung bieten die unterschiedlichen Klauseln im Ehevertrag eine höhere Flexibilität. Der Vertrag kann individuell an die Bedürfnisse der Beziehung angepasst werden, was beiden Partnern zugutekommt.
Erbschaftssicherheit: Ein Ehevertrag kann auch die möglichen Konsequenzen im Falle eines Todesfalls berücksichtigen, um dem überlebenden Partner bestmögliche Absicherung zu bieten.
Kosten: Ein Ehevertrag geht zwangsläufig mit Kosten einher. Hierbei sind die notarielle Beurkundung sowie eventuell die Beratung durch einen Fachanwalt für Familienrecht einzukalkulieren. Komplexere Verträge können im Nachhinein unangenehme Überraschungen bergen, wenn die Klauseln nicht vollständig verstanden wurden.
Komplexität: Das Erstellen eines Ehevertrags ist nicht so einfach, wie es zunächst scheinen mag. Besonders in finanziellen Angelegenheiten lauern viele potenzielle Fallstricke und Fehler, die sich später als nachteilig erweisen könnten. Ein Ehevertrag sollte daher nie allein, sondern in Abstimmung mit einem Fachanwalt für Familienrecht verfasst werden.